Endodontie / Wurzelkanalbehandlung

Die Wurzelkanalbehandlung oder endodontische Behandlung gehört in den Bereich der Zahnerhaltung und ist „der letzte Versuch“ den eigenen Zahn (auch ohne Nerv) im Kieferknochen zu halten.
Der Nerv des Zahnes kann beispielsweise aufgrund einer tiefen Karies oder durch chronische Überbelastung mit einer Entzündungsreaktion reagieren. Dabei gibt es verschiedene Stadien der Entzündung, die jeweils mit typischen Symptomen einhergehen und entsprechende Behandlungskonzepte zur Beseitigung der Beschwerden erfordern.

Von einer reversiblen Pulpitis (Entzündung des Zahnnervs) spricht man, wenn der Nerv zwar gereizt ist, sich jedoch durch Beseitigung des Auslösers der Entzündungsreaktion (tiefe Karies, freiliegender Zahnhals, okklusales Trauma durch Überbelastung) und gegebenenfalls medikamentöse Therapie wieder beruhigen kann. Leitsymptom einer reversiblen Pulpitis ist häufig eine extreme Kälte- und Berührungsempfindlichkeit des Zahnes und ein stechender Schmerz, der den auslösenden Reiz etwas überdauert, mit der Zeit aber wieder nachlässt. 

Eine reversible Pulpitis kann bei Nichtbehandlung in ein irreversibles Stadium übergehen. Mit dem Krankheitsverlauf ändert sich auch die Symptomatik. Wenn das Nervengewebe in der Zahnwurzel abstirbt, zum Beispiel durch bakteriellen Befall aufgrund einer nervnahen Karies, bilden sich Gase im Wurzelkanal, welche sich bei erhöhter Temperatur ausdehnen. Das bedeutet für den betroffenen Patient eine starke Schmerzenreaktion auf Wärme (heißer Tee, Kaffee, Suppe…). Häufig strahlen die Schmerzen vom betroffenen Zahn in umliegende Regionen aus, sind dauerhaft pulsierend oder pochend und gehen mit einer Schwellung einher. Wenn die Entzündung sich durch den Wurzelkanal in das umliegende Knochengewebe ausdehnt, besteht häufig das Gefühl der „Zahnverlängerung“ und eine starke Aufbissempfindlichkeit.
In diesem Stadium ist die letzte Möglichkeit des Zahnerhalts die Wurzelkanalbehandlung.

Dabei wird unter örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) der Zahn eröffnet und unter Verwendung von einer Lupenbrille oder einem speziellen Mikroskop der Eingang zum Wurzelkanal (beziehungsweise die Wurzelkanaleingänge) aufgesucht. Um das Kanalsystem möglichst aseptisch behandeln zu können, wird der betroffene Zahn mit einem sogenannten Kofferdam (Gummituch) isoliert. Ziel einer endodontischen Behandlung ist es, das gesamte restliche Nerven- und Entzündungsgewebe im Kanalsystem des Zahnes zu entfernen.
Durch die Verwendung spezieller maschineller Nickel-Titan-Feilen (sterile Einmalinstrumente) werden die Wurzelkanäle von Bakterien befreit und gleichzeitig passend für das spätere Füllmaterial erweitert. Antibakterielle Spüllösungen, welche durch Ultraschallaufsätze zusätzlich aktiviert werden können, sollen das Kanalsystem des Zahnes möglichst vollständig säubern. Medikamentöse Einlagen in den Wurzelkanälen helfen dabei, die Entzündungsreaktion des Zahnes und umliegenden Gewebes zu hemmen. Sie verbleiben in der Regel zwei bis vier Wochen im Wurzelkanal und können bei Bedarf mehrmals gewechselt werden.
Wenn der betroffene Zahn symptomlos ist, wird das Wurzelkanalsystem mit einem kautschukähnlichen, thermoplastischen Material (Guttapercha) gefüllt. Wichtig ist es, die Wurzelkanäle möglichst bis zu ihrer Spitze vollständig dicht abzufüllen. Um die richtige Aufbereitungslänge für jeden Wurzelkanal zu ermitteln, schätzen wir die Wurzellängen anhand von Röntgenbildern ab und arbeiten für eine noch exaktere Bestimmung mit einer endometrischen Längenmessung.

Eine korrekt durchgeführte Wurzelkanalbehandlung ist in der Regel recht aufwändig und kann sich machmal auch über mehrere Sitzungen und Wochen  erstrecken, erzielt jedoch häufig Beschwerdefreiheit und bietet die Möglichkeit den eigenen Zahn (ohne Nerv)  zu erhalten.
In hartnäckigen oder besonders schweren Fällen kann unterstützend ein Antibiotikum verschrieben werden. Bitte teilen Sie uns mit, falls Sie auf ein Antibiotikum, speziell Penicilline, allergisch reagieren!

Zur langfristigen Stabilisierung des Zahnes ist in den meisten Fällen eine Versorgung mit einer Teilkrone oder Krone indiziert. Bei tiefer Zerstörung der Zahnkrone kann zur Befestigung des Aufbaus ein Wurzelstift (Glasfaser oder Keramik) zum Einsatz kommen.
Klingen die Beschwerden nicht vollständig ab, kann als letzter Zahnerhaltungs-Versuch eine Wurzelspitzenresektion (Kappung der betroffenen Wurzelspitze) in Erwägung gezogen werden.

 

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